Unser Guide für vegane & tierversuchsfreie Kleidung

Manchmal geht's bei uns auch mal nicht um Rezepte. Dann schreiben wir zum Beispiel über vegane Kleidung und Kosmetik oder erzählen euch von Küchengeräten, die wir lieben. Genau darum geht's in „Papperlapapp“. Alle bisherigen Artikel könnt ihr hier nachlesen.

Wie ihr der Überschrift entnehmen könnt, hat dieser Artikel wenig mit Essen zu tun, aber dennoch ist es ein Thema, welches wir schon öfters angesprochen und auch im letzten Artikel über vegane Kosmetik erwähnt haben: unsere Kleidung. Genau wie bei Lebensmitteln mussten auch wir erst lernen, worauf es hierbei ankommt und hinter welchen kleinen Details sich versteckte unvegane Fallen befinden. Ist das ein Grund, nun all eure Kleidung wegzuwerfen und sich einen neuen veganen Kleiderschrank anzulegen? Natürlich nicht. Kleidung wegzuwerfen ist definitiv unnachhaltig – stattdessen soll dieser Guide euch helfen, bei euren nächsten Einkäufen einen besseren Überblick zu haben.

In diesem Artikel möchten wir euch also diesen möglichen nächsten Schritt erleichtern und erklären, was an Kleidung nicht vegan sein kann, worauf ihr beim Einkauf achten könnt und welche Siegel euch vielleicht bei der Entscheidung helfen. Außerdem möchten wir euch mögliche Alternativen zu nicht-veganen Materialien aufzählen. Zum Schluss verraten wir euch dann noch unsere liebsten Marken, bei denen wir gerne einkaufen. Genau wie beim Einkauf von Kosmetik geben wir euch den Tipp, vorab zu recherchieren, mit welchen Kleidungsmarken ihr euch identifiziert und wo ihr diese finden könnt. Das erleichtert euch das Bummeln in der Stadt enorm und spart euch viel Zeit, weil ihr während des Einkaufens nicht auf euer Handy schauen und recherchieren müsst, ob die Hose aus dem Laden, vor dem ihr grade steht, auch wirklich vegan ist oder nicht.

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Welche Materialien sind nicht vegan?

Jede:r von euch kennt wahrscheinlich die typischen nicht-veganen Materialien wie Leder, Daunen, Seide, Wolle oder Pelz – dennoch wollen wir im Folgenden etwas näher auf sie eingehen.

Leder ist die Haut von Kühen, Schafen oder Schweinen. Beim Häutungsprozess werden die Tiere oft nicht ordnungsgemäß betäubt, sodass sie große Schmerzen erleiden müssen. Was ihr euch hier bewusst machen solltet, ist, dass Leder kein reines Abfallprodukt der Fleischindustrie ist, sondern, dass Tiere fast ausschließlich für die Lederproduktion gehalten und getötet werden.

Bei der Daunengewinnung geht es ähnlich vonstatten. Auch hier sind die Federn nicht nur ein Abfallprodukt. Federtieren wie Gänsen oder Enten werden die Unterfedern, die sie vor Wärme oder Kälte schützen, bei lebendigem Leibe herausgerissen. Dieser Vorgang ist in Deutschland eigentlich verboten – jap, eigentlich. Während der sogenannten „Mauser“, also der Zeit, in der die Federn natürlicherweise vom Körper abgestoßen werden, ist es erlaubt, den Tieren diese locker sitzenden Federn „zu ziehen“. Es kommt jedoch selten vor, dass sich alle Tiere gleichzeitig in der Mauser befinden – somit ist Tierleid vorprogrammiert.

Die Produktion von Seide ist ebenfalls Tierquälerei. Hier werden Seidenspinner, die sich in der Puppenphase befinden, in kochendes Wasser geworfen, damit sie beim Schlüpfen nicht den Seidenfaden durchbeißen, was Qualitätseinbußen mit sich bringen würde. Dass die Gewinnung von Wolle und Pelzen qualvoll zugeht, könnt ihr euch ja wahrscheinlich vorstellen, weshalb wir darauf an dieser Stelle nicht näher eingehen werden.

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...und was ist mit Knöpfen, Kleber und Co.?

Bei den eben genannten Produkten sind wir uns ziemlich sicher, dass ihr wusstet, dass diese nicht vegan sind. Jetzt kommen wir aber zu versteckten Tierprodukten in Kleidung, bei denen manche von euch bestimmt verdutzt sein werden. Wahrscheinlich wird es euch genau so ergehen wie uns, als wir damals erfahren haben, dass in Zahnpasta Knochenmehl vorhanden sein kann...

Fangen wir bei Knöpfen an Hosen, Jacken, Hemden oder Blusen an. Diese bestehen häufig aus Horn, Knochen oder Perlmutt. Letzteres ist die innere Schicht der Schale von Muscheln. Aufgrund ihres Glanzes wird es oft in der Mode eingesetzt. Horn wird meistens aus Hörnern oder Hufen von Büffeln und Hirschen gewonnen. Es ist sehr keratinhaltig, besteht aus abgestorbenen Zellen und findet durch seiner Stabilität oft Verwendung. Häufig sehen die tierischen Produkte den Kunststoffen zum Verwechseln ähnlich. Bei Perlmutt-Knöpfen könnt ihr schauen, ob sie verschiedenfarbig schimmern und Wellenlinien haben – dann sind es meist Echte. Bei Horn-Knöpfen ist die Oberfläche meist rauer als bei veganen Produkten wie Kunststoffen, Metall oder Holz.

Um unsere Kleidung schön bunt zu färben, kommen ebenfalls tierische Produkte zum Einsatz. Textilfarbe wird sehr oft aus Karmin von Läusen, aus Indigotin, Purpur oder Knochenkohle von Schnecken produziert. Auch die Tintenfischblase oder die roten Blutkörperchen von Wirbeltieren werden verwendet, um Textilfarben herzustellen. Enthaltende Bindemittel in Textilfarben sind leider ebenfalls meist tierischen Ursprungs. Für Hersteller:innen sind die tierischen Varianten oft günstiger als die veganen Alternativen.

Klebstoffe für Schuhe oder Taschen entstehen häufig aus Glutinleim, der aus Tierknochen oder -häuten gewonnen wird. Aber auch Kasein, ein Milchprotein, wird in der Klebstoffherstellung beigemischt. An Jeans, die auf den ersten Blick wirken, als wären sie vegan, sind übrigens so genannte Patches, die oft aus Leder bestehen. Es gibt heutzutage viele nicht-tierische Alternativen aus Kunstleder oder Papp-Etiketten. Haltet hier die Augen offen! Auch bei Muscheln oder Perlen an Kleidungsstücken kann es durchaus sein, dass diese tierischen Ursprungs sind.

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Gibt es Tierversuche auch in der Textilbranche?

Ja, leider. Neben den versteckten tierischen Produkten in unserer Kleidung kommt hinzu, dass viele Kleidungsstücke, bevor sie verkauft werden, an Tieren auf Verträglichkeit getestet werden. Neben Tests auf Hautverträglichkeit und Allergien werden auch weitere Tests auf Giftigkeit, erbgutverändernde, krebserregende und missbildende Eigenschaften durchgeführt. Das ist mit viel Leid und Schmerz für die Tiere verbunden. Wie genau diese ganzen Tests ablaufen, wollen wir euch an dieser Stelle ersparen, aber falls ihr mehr zu diesem Thema wissen wollt, findet ihr unten im Artikel einige Links dazu.

Wie wir auch schon im Artikel über vegane Kosmetik geschrieben haben, sind Tierversuche und Tierquälerei in der EU seit 2013 verboten. Für Kosmetik gibt es in der EU striktere Regeln als für Kleidung. Somit lassen sich hier einige Schlupflöcher finden, die es möglich machen, das Gesetz zu umgehen.

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Diese Siegel helfen euch.

Da wir euch jetzt mit ganz schön vielen Informationen beladen haben, geben wir euch zum Schluss noch ein paar Hinweise an die Hand, die euch das Einkaufen von veganer und tierversuchsfreier Kleidung oder Schuhen erleichtern werden.

Für Hersteller:innen ist es verpflichtend, an Schuhen zu kennzeichnen, aus welchen Materialien sie bestehen. Das lässt uns zumindest direkt erkennen, ob die Grundmaterialien eines Schuhs vegan sind. Wird jedoch Kleber aus tierischen Materialien eingesetzt, muss das NICHT gekennzeichnet werden. Hier lohnt es sich also, einfach direkt bei den Händler:innen nachzufragen. Das ist sowieso meistens am einfachsten, wenn ihr euch unsicher seid.

„Textil“ kann synthetisch oder natürlich sein und „Sonstiges“ sind vegane Alternativen wie Holz oder Kork. Hinzu kommen die Label, die euch die Suche erleichtern sollen. Leider haben sich Siegel bei Kleidung noch nicht so durchgesetzt wie beim Essen, wo fast alles mit dem „Vegan“-Siegel gekennzeichnet ist. Ein paar Beispiele gibt es aber trotzdem: Auf der Seite von PETA findet ihr eine lange Liste mit Marken, die eine PETA-Zertifizierung haben und bei denen ihr euch sicher sein könnt, dass die Kleidung vegan ist (aber leider nicht frei von Tierversuchen). Das vegane Siegel von TÜV ist erst Ende 2020 erschienen und somit noch nicht so weit verbreitet. Der TÜV überprüft die Chemikalien und Materialien, die zur Herstellung der Produkte verwendet wurden und überwacht die Produktion, um sicherzugehen, dass nichts Tierisches in der Herstellung beigemischt wird. Daneben gibt es natürlich auch noch die bekannte Blume der Vegan-Society. Diese wird zwar hauptsächlich bei Kosmetik und Lebensmitteln eingesetzt, aber eben auch bei Kleidung. Oft lohnt sich ein schneller Blick in das eingenähte Etikett. Steht dort sowas wie „Enthält nichttextile Bestandteile tierischen Ursprungs, Detail/Details aus Leder, Muscheln, Perlen, Federn oder Knochen“ ist es offensichtlich nicht vegan.

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Welche Alternativen gibt es?

Der wohl bekannteste Textilrohstoff, der für vegane Kleidung verwendet werden kann, ist Baumwolle. Sie stammt von einer Baumwollpflanze, wird gepflückt und zu Garn gesponnen. Aber auch Naturfasern aus Hanf oder Leinen sind schon längst keine Seltenheit mehr. Hanf hat den Vorteil, dass er sehr resistent gegen Schädlinge ist. Die Pflanze kann sich selbst schützen und wächst ohne Einsatz von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln. Genauso ist es auch mit Leinen. Sie sind zudem vollkommen biologisch abbau- und recyclebar.

Heutzutage gibt es viele Firmen, die an neuen Materialien für Kleidung experimentieren und schon gute Ergebnisse erzielen. So gibt es beispielsweise Pilz- oder Ananasleder, Soja-Seide oder Algen-Schaumstoff. Sogar aus Orangenschalen kann heutzutage Kleidung gemacht werden. Irre, oder?

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Diese Marken tragen wir gerne!

Wie eben schon gesagt, gibt es verschiedene Listen im Internet, die alle veganen Marken zusammenfassen. Dennoch haben wir mal überlegt, was unsere liebsten veganen Marken sind und haben natürlich auch diese für euch aufgeschrieben. Ganz toll finden wir Armed Angels, Unknown Basics, Embassy of Bricks & Logs und Langerchen. Loveco finden wir klasse, weil auf der Internetseite ganz viele verschiedene Marken vertreten sind, die entweder rein vegan sind oder eine vegane Auswahl haben. Zusätzlich werden viele Details zu den Materialien gegeben. Bei Schuhen mögen wir Veja und Womsh sehr. Auch wenn beide Marken nicht zu 100 % vegan sind, haben sie einige komplett vegane Modelle, die wir sehr mögen.

Zu guter Letzt…

Wie ihr seht, ist das mit der veganen Kleidung gar nicht so einfach, wenn man unvorbereitet einkaufen geht. Oft geben uns Hersteller:innen einfach keinen genauen Einblick in die Herstellung, die Materialien oder die Textilfarben, die sie verwenden. Aber wisst ihr, was ganz toll ist? Die Modebranche entwickelt sich gerade extrem, weil sich immer mehr Menschen Gedanken darüber machen. Somit wird auch mehr vegane Kleidung angeboten.

Wie am Anfang des Artikels gesagt, heißt es für euch natürlich nicht, dass ihr ab heute NUR noch vegane Kleidung kaufen müsst. Seht es als Prozess an und macht immer einen kleinen Schritt, wenn ihr euch danach fühlt. Denn ihr wisst ja: Jeder Schritt zählt!

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